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Plankton

»Meine Projekte sind weder Ideen noch Träume. Es geht nicht darum, ein Flugzeug zu bauen, sondern etwas Ideales zu produzieren. Es macht mir Spaß, auch wenn ich nie fliege. Für mich liegt der Erfolg in der Verwirklichung des Traums, und dieser ist seltsamerweise mit dem Scheitern verbunden. Wenn man wissenschaftlicher, rationaler vorgeht, verliert man den idealen Charakter der Form, und das Objekt wird zu einer bloßen Demonstration, einem funktionierenden Beweis. Ich könnte sagen: Ihr seid alle verrückt, weil ihr glaubt, meine Objekte könnten nicht funktionieren, weil sie von einem Naivling gemacht wurden. Das ist nicht das Problem: Es ist ein Wunder, wenn das Objekt funktioniert, aber es wäre noch perfekter, wenn es das nicht täte. Das Ziel wird dann innerhalb der engen Grenzen des Traums erreicht.« Panamarenko


Die Himmel erzählen nichts vom Fliegen. Leere Bühnen bloß, Sehnsuchtsraum mangels Perspektive. Wollen wir uns aufschwingen bedarf es Flügel, Prothesen denen ein Luftgang zuzutrauen ist. Nur im Traum gelingt es schwingenlos.


Und, einmal abgehoben, was sehen wir dann aus der Vogelsicht? Was bringen Auf- und Aussicht ausser, dass die Dinge die unten bleiben erst kleiner werden, dann winzig und letztlich ganz verschwinden. Die Himmelsflucht setzt die gewohnten Verhältnisse ausser Kraft, all die Verstrickungen und Bedingungen bleiben am Boden zurück und mit ihrem Verschwinden wird ein Aufatmen möglich, kurz, weil man, den Dingen enthoben, sich im Flug, und angesichts der Weite, für einen Moment leicht fühlen kann. Woher rührt dieses eigentümliche Gefühl? Wenn wir uns erheben entfernen wir uns, es verschieben sich die Kontexte und je mehr das Einzelne in neuen Strukturen aufgeht und dann selbst das noch Erkennbare schwindet, desto mehr tritt ein sogar spürbar Erleichterndes hervor begleitet von einem Erhebenden, um so deutlicher, je weniger es mit dem Vertrauten verknüpft werden kann. Das ist was das Erhabene vom Profanen scheidet: je mehr sich die Form dehnt und Grenzen nurmehr erahnbar werden, tritt ein Maß- und Uferloses um so deutlicher hervor – Meeresgestade und Wolkenmeer treffen sich im Unbestimmten, dem Sehnsuchtshorizont. Das Großartige verliert sich in einem Nichts dem, je weniger es zu fassen ist, eine starke, wie diffuse Empfindung einer Übergröße entgegenkommt. Das Gewaltige, eine Überreizungsempfindung, in der wir, überwältigt, auf uns selbst zurückfallen und doch gleichsam über uns hinauswachsen, in der Erfahrung eines nicht mehr Fassbaren, das herausfordert und überfordert, als gerade noch reizvollen Zustand vor dem Kollaps des Phänomens und der Wahrnehmungssysteme. Und da wo wir gerade noch um Fassung ringen bewegen sich andere mühelos, selbstverständlich, den Engeln gilt unsere ganze Sympathie.


Plankton. Vogelgleich, aerodynamisch oder wie Radiolarien und Geißeltierchen, halb konkret, halb Geistwesen, die im Wasser schweben, ruckartig flink oder taumelnd propellernd mit hundert Ruderärmchen – es scheinen Geschöpfe nur aus durchsichtigen Hüllen, Körpern und Beinchen, gläserne Gefäße ohne Inhalt. Wo ist da der Geist, wie Gregory Bateson meint, der einer Seeanemone sagt wie man wächst, und der Amöbe mitteilt was sie als nächstes tun soll.

Plankton

»Meine Projekte sind weder Ideen noch Träume. Es geht nicht darum, ein Flugzeug zu bauen, sondern etwas Ideales zu produzieren. Es macht mir Spaß, auch wenn ich nie fliege. Für mich liegt der Erfolg in der Verwirklichung des Traums, und dieser ist seltsamerweise mit dem Scheitern verbunden. Wenn man wissenschaftlicher, rationaler vorgeht, verliert man den idealen Charakter der Form, und das Objekt wird zu einer bloßen Demonstration, einem funktionierenden Beweis. Ich könnte sagen: Ihr seid alle verrückt, weil ihr glaubt, meine Objekte könnten nicht funktionieren, weil sie von einem Naivling gemacht wurden. Das ist nicht das Problem: Es ist ein Wunder, wenn das Objekt funktioniert, aber es wäre noch perfekter, wenn es das nicht täte. Das Ziel wird dann innerhalb der engen Grenzen des Traums erreicht.« Panamarenko


Die Himmel erzählen nichts vom Fliegen. Leere Bühnen bloß, Sehnsuchtsraum mangels Perspektive. Wollen wir uns aufschwingen bedarf es Flügel, Prothesen denen ein Luftgang zuzutrauen ist. Nur im Traum gelingt es schwingenlos.


Und, einmal abgehoben, was sehen wir dann aus der Vogelsicht? Was bringen Auf- und Aussicht ausser, dass die Dinge die unten bleiben erst kleiner werden, dann winzig und letztlich ganz verschwinden. Die Himmelsflucht setzt die gewohnten Verhältnisse ausser Kraft, all die Verstrickungen und Bedingungen bleiben am Boden zurück und mit ihrem Verschwinden wird ein Aufatmen möglich, kurz, weil man, den Dingen enthoben, sich im Flug, und angesichts der Weite, für einen Moment leicht fühlen kann. Woher rührt dieses eigentümliche Gefühl? Wenn wir uns erheben entfernen wir uns, es verschieben sich die Kontexte und je mehr das Einzelne in neuen Strukturen aufgeht und dann selbst das noch Erkennbare schwindet, desto mehr tritt ein sogar spürbar Erleichterndes hervor begleitet von einem Erhebenden, um so deutlicher, je weniger es mit dem Vertrauten verknüpft werden kann. Das ist was das Erhabene vom Profanen scheidet: je mehr sich die Form dehnt und Grenzen nurmehr erahnbar werden, tritt ein Maß- und Uferloses um so deutlicher hervor – Meeresgestade und Wolkenmeer treffen sich im Unbestimmten, dem Sehnsuchtshorizont. Das Großartige verliert sich in einem Nichts dem, je weniger es zu fassen ist, eine starke, wie diffuse Empfindung einer Übergröße entgegenkommt. Das Gewaltige, eine Überreizungsempfindung, in der wir, überwältigt, auf uns selbst zurückfallen und doch gleichsam über uns hinauswachsen, in der Erfahrung eines nicht mehr Fassbaren, das herausfordert und überfordert, als gerade noch reizvollen Zustand vor dem Kollaps des Phänomens und der Wahrnehmungssysteme. Und da wo wir gerade noch um Fassung ringen bewegen sich andere mühelos, selbstverständlich, den Engeln gilt unsere ganze Sympathie.


Plankton. Vogelgleich, aerodynamisch oder wie Radiolarien und Geißeltierchen, halb konkret, halb Geistwesen, die im Wasser schweben, ruckartig flink oder taumelnd propellernd mit hundert Ruderärmchen – es scheinen Geschöpfe nur aus durchsichtigen Hüllen, Körpern und Beinchen, gläserne Gefäße ohne Inhalt. Wo ist da der Geist, wie Gregory Bateson meint, der einer Seeanemone sagt wie man wächst, und der Amöbe mitteilt was sie als nächstes tun soll.

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