Einstein
Einstein einrichten.
Ein Holzhaus nahe Berlin soll möbliert werden. Es ist ein geschichtsträchtiges Haus, denn hier lebte und arbeitete Albert Einstein zwischen 1929 und 1932. Der junge Architekt Konrad Wachsmann, der später für seine Holzkonstruktionen international bekannt werden sollte, entwarf und baute dieses Sommerhaus für den berühmten Nobelpreisträger und seine Familie im Jahre 1929. Das Einsteinhaus in Caputh war Wachsmanns erstes realisiertes Projekt, ganz der klassischen Moderne verpflichtet, auch wenn der Hausherr zunächst andere, tradiertere Vorstellungen von gelungener Architektur hegte. Am Hang gelegen mit Blick auf den Templiner See diente es Einstein zunächst als Rückzugsort, an dem er ungestört an seinen verschiedenen wissenschaftlichen Projekten arbeiten konnte. Darüber hinaus empfing er hier auch eine Vielzahl unterschiedlicher Persönlichkeiten aus aller Welt, darunter Max Planck, Käthe Kollwitz, Rabindranath Tagore, Heinrich Mann und Gerhart Hauptmann. Es gibt wohl kaum ein ähnliches Privathaus, in dem sich so viele der führenden Wissenschaftler und Künstler in den frühen dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts getroffen haben. Außerdem existiert kein Ort mehr, an dem der Privatmann Albert Einstein noch so lebendig ist.
Vielleicht ist das der Grund, warum Menschen aus aller Welt heute an diesen Ort strömen. Sie wollen Einstein nahe sein, etwas spüren, dass er gespürt haben könnte, etwas sehen, dass er gesehen haben könnte. Die Besucher erwarten das Authentische, und jede Veränderung, jeder Bruch des Kontinuierlichen führt zur Irritation. Es stellt sich nun berechtigterweise die Frage: Wie möbliert man dieses Haus – erst recht vor dem Hintergrund des Einsteinschen Vermächtnisses, seine Wirkungsstätten mögen nach seinem Ableben „lebendige Orte“ bleiben und keine Gedenkstätten? Und außerdem wäre da noch Wachsmann: Als Architekt der Moderne selbst zu Ruhm gelangt, sah er Architektur als umfassende, den Kontext integrierende Aufgabe. Architektur als Gesamtkunstwerk, die nicht halt macht bei der räumlichen Konzeption, sondern die Einrichtung, den Bewohner mitdenkt. Eine Architektur, die bindet, die Maßstäbe diktiert, um die man als Gestalter nicht umhinkommt. Was die Einrichtung anbelangt, so hat sich Einstein indes verweigert und biedermeierliche Gemütlichkeit bevorzugt. Er soll auf den Vorschlag, die Einrichtung von Marcel Breuer konzipieren zu lassen, gesagt haben: „Ich will doch nicht auf Möbeln sitzen, die mich unentwegt an [...] einen Operationssaal erinnern.“
Das Einstein Forum, heutiger Verwalter des Einsteinhauses, hat das Anwesen originalgetreu mit Geldern des Bundes und der Cornelsen Kulturstiftung aufwendig in Stand setzen lassen. Es ist für die Öffentlichkeit in begrenztem Maße wieder zugänglich und wird darüber hinaus für exklusive kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen genutzt.
Den Genius Loci zu wahren und zugleich das Haus im einsteinschen Sinne als „lebendigen Ort“ nutzen zu können, ist Aufgabe und Herausforderung der Inneneinrichtung.
Der Entwurf
Nicht nur ist alles eine Standortfrage. Es ist überhaupt das meiste relativ und das gilt besonders für gestalterische Überlegungen, die nach idealen Lösungen streben.
Mein gestalterischer Standpunkt in diesem Fall jedenfalls ist der, um es auf eine Formel zu bringen, der »Zurücknahme«, denn der deutlichen Position im Sinne der Gegenüberstellung und Kontrastierung dessen, was Wachsmann als Architekt an formalem und konkretem Hintergrund entwickelt hat und dem, was ich mir unter dem »Geiste Einsteins« an diesem Ort vage vorzustellen vermag.
Ich habe mich um integrative, um diskrete »Ergänzungen« bemüht, die die Nutzung des Hauses im ganz alltäglichen, zeitgemäßen Sinne ermöglichen und aber gleichermaßen den musealen Aspekt, die Atmosphäre des Hauses nicht konterkarieren. Dabei ist es mir dennoch um deutliche Eigenständigkeit gegangen, darum, die Entwürfe einem gestalterischen Gesamtkonzept folgen zu lassen, das in ein Ensemble mündet, welches auch in jedem anderen Kontext funktionieren könnte.
Flankierend, durch einen gestalterischen Ansatz der sich dem formalen Aspekt der klassischen Moderne bedient, im Sinne einer Typisierung, Vereinfachung und Reduktion.
Das Ensemble besteht im Kern aus drei Stuhlentwürfen (ungepolstert, teilgepolstert, gepolstert), vier Tischentwürfen, die sich aus den besonderen Gegebenheiten des Hauses und der Nutzung ergeben, einem Bett, einer Garderobe, einem Bücherboard und Lampen.
Material und Herstellung
Bei den verwandten Materialien handelt es sich um doppelseitig mit Linoleum (zwei Farben) laminiertem Furniersperrholz (Multiplex). Die Gestelle sind aus Edelstahl Vollmaterial rund, 12 mm, gefertigt.
Die Einzelteile der Tisch- und Bettgestelle werden aus Plattenmaterial CNC-gestützt gefräst.
Klassische Polsterungen, Obermaterial Wollfilz.
Einstein
Einstein einrichten.
Ein Holzhaus nahe Berlin soll möbliert werden. Es ist ein geschichtsträchtiges Haus, denn hier lebte und arbeitete Albert Einstein zwischen 1929 und 1932. Der junge Architekt Konrad Wachsmann, der später für seine Holzkonstruktionen international bekannt werden sollte, entwarf und baute dieses Sommerhaus für den berühmten Nobelpreisträger und seine Familie im Jahre 1929. Das Einsteinhaus in Caputh war Wachsmanns erstes realisiertes Projekt, ganz der klassischen Moderne verpflichtet, auch wenn der Hausherr zunächst andere, tradiertere Vorstellungen von gelungener Architektur hegte. Am Hang gelegen mit Blick auf den Templiner See diente es Einstein zunächst als Rückzugsort, an dem er ungestört an seinen verschiedenen wissenschaftlichen Projekten arbeiten konnte. Darüber hinaus empfing er hier auch eine Vielzahl unterschiedlicher Persönlichkeiten aus aller Welt, darunter Max Planck, Käthe Kollwitz, Rabindranath Tagore, Heinrich Mann und Gerhart Hauptmann. Es gibt wohl kaum ein ähnliches Privathaus, in dem sich so viele der führenden Wissenschaftler und Künstler in den frühen dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts getroffen haben. Außerdem existiert kein Ort mehr, an dem der Privatmann Albert Einstein noch so lebendig ist.
Vielleicht ist das der Grund, warum Menschen aus aller Welt heute an diesen Ort strömen. Sie wollen Einstein nahe sein, etwas spüren, dass er gespürt haben könnte, etwas sehen, dass er gesehen haben könnte. Die Besucher erwarten das Authentische, und jede Veränderung, jeder Bruch des Kontinuierlichen führt zur Irritation. Es stellt sich nun berechtigterweise die Frage: Wie möbliert man dieses Haus – erst recht vor dem Hintergrund des Einsteinschen Vermächtnisses, seine Wirkungsstätten mögen nach seinem Ableben „lebendige Orte“ bleiben und keine Gedenkstätten? Und außerdem wäre da noch Wachsmann: Als Architekt der Moderne selbst zu Ruhm gelangt, sah er Architektur als umfassende, den Kontext integrierende Aufgabe. Architektur als Gesamtkunstwerk, die nicht halt macht bei der räumlichen Konzeption, sondern die Einrichtung, den Bewohner mitdenkt. Eine Architektur, die bindet, die Maßstäbe diktiert, um die man als Gestalter nicht umhinkommt. Was die Einrichtung anbelangt, so hat sich Einstein indes verweigert und biedermeierliche Gemütlichkeit bevorzugt. Er soll auf den Vorschlag, die Einrichtung von Marcel Breuer konzipieren zu lassen, gesagt haben: „Ich will doch nicht auf Möbeln sitzen, die mich unentwegt an [...] einen Operationssaal erinnern.“
Das Einstein Forum, heutiger Verwalter des Einsteinhauses, hat das Anwesen originalgetreu mit Geldern des Bundes und der Cornelsen Kulturstiftung aufwendig in Stand setzen lassen. Es ist für die Öffentlichkeit in begrenztem Maße wieder zugänglich und wird darüber hinaus für exklusive kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen genutzt.
Den Genius Loci zu wahren und zugleich das Haus im einsteinschen Sinne als „lebendigen Ort“ nutzen zu können, ist Aufgabe und Herausforderung der Inneneinrichtung.
Der Entwurf
Nicht nur ist alles eine Standortfrage. Es ist überhaupt das meiste relativ und das gilt besonders für gestalterische Überlegungen, die nach idealen Lösungen streben.
Mein gestalterischer Standpunkt in diesem Fall jedenfalls ist der, um es auf eine Formel zu bringen, der »Zurücknahme«, denn der deutlichen Position im Sinne der Gegenüberstellung und Kontrastierung dessen, was Wachsmann als Architekt an formalem und konkretem Hintergrund entwickelt hat und dem, was ich mir unter dem »Geiste Einsteins« an diesem Ort vage vorzustellen vermag.
Ich habe mich um integrative, um diskrete »Ergänzungen« bemüht, die die Nutzung des Hauses im ganz alltäglichen, zeitgemäßen Sinne ermöglichen und aber gleichermaßen den musealen Aspekt, die Atmosphäre des Hauses nicht konterkarieren. Dabei ist es mir dennoch um deutliche Eigenständigkeit gegangen, darum, die Entwürfe einem gestalterischen Gesamtkonzept folgen zu lassen, das in ein Ensemble mündet, welches auch in jedem anderen Kontext funktionieren könnte.
Flankierend, durch einen gestalterischen Ansatz der sich dem formalen Aspekt der klassischen Moderne bedient, im Sinne einer Typisierung, Vereinfachung und Reduktion.
Das Ensemble besteht im Kern aus drei Stuhlentwürfen (ungepolstert, teilgepolstert, gepolstert), vier Tischentwürfen, die sich aus den besonderen Gegebenheiten des Hauses und der Nutzung ergeben, einem Bett, einer Garderobe, einem Bücherboard und Lampen.
Material und Herstellung
Bei den verwandten Materialien handelt es sich um doppelseitig mit Linoleum (zwei Farben) laminiertem Furniersperrholz (Multiplex). Die Gestelle sind aus Edelstahl Vollmaterial rund, 12 mm, gefertigt.
Die Einzelteile der Tisch- und Bettgestelle werden aus Plattenmaterial CNC-gestützt gefräst.
Klassische Polsterungen, Obermaterial Wollfilz.