Equilibria
Die Balance, ein schwieriger Begriff, einer von einigen die in die gleiche Richtung meinen: alles soll ins Gleichgewicht – das ist das Diktum der Zeit. Was aber da austariert werden soll, ist nicht klar, es schwingt diffus zwischen der eigenen Befindlichkeit und dem großen Ganzen. Der Begriff wird begleitet von einem Gefühl, derzeit mehr ein »Feeling«, welches herrührt von einer latenten Unbehaglichkeit im Hier und Jetzt. Bevor sich die Frage stellt, woher es kommt, das Unkommode, gibt es bereits eine allgemein akzeptierte Diagnose, es bestehe eine Imbalance im Grundsätzlichen. Auf dem Fuße folgt die Erklärung: Diese rühre daher, dass etwas auseinanderstrebe, nämlich Körper und Geist, was zu dem naheliegenden Schluss führt, dass dieses in Einklang gebracht werden müsse, und zwar – wieder. Es ist nicht vermessen zu behaupten, dass das »wieder« an einen Mythos der Vollständigkeit knüpft, der gleichgesetzt wird mit einem Zustand der Reinheit und Unschuld, den wir, zumindest in der westlich, christlichen Hemisphäre mit einem, aus heutiger Sicht würde man sagen, Lapsus, verwirkt haben, nämlich dem Sündenfall. Dieser hat dazu geführt, dass unser Leben seit Generationen, einmal falsch eingefädelt nun konsequent schief gewickelt, im Disparaten verläuft.
Natürlich darf bezweifelt werden, dass das Disparate als Ursache allgemeinen Unbehagens erst mit der Vertreibung aus paradiesischen Verhältnissen eintrat. Eher zu vermuten ist, dass die Schöpfungsgeschichte bereits den Umstand der Selbstzweifel zum Gegenstand nehmend, diesen clever umdeutet und inszeniert um daraus, und wie man sehen kann, seit Jahrtausenden erfolgreich, ihr (Glaubens)Kapital zieht. In diese Kerbe schlagend buhlen, nun, wo die alten Katechismen nicht mehr so recht verfangen wollen, eine Vielzahl an Egotechniken um die Gunst des aufgeklärt Unausgewogenen.
Selbst wenn man den Garten Eden außer Acht lassend, weiter in der Entwicklungsgeschichte zurückschaut, an den Anfang allen Lebens, stellt sich die Frage, gab es diesen Einklang, der behauptet wird denn jemals wirklich und, wenn ja, vielleicht in einem selig monadischen Vorstadium? Aber wer weiß denn in welcher Zerrissenheit die Einzeller lebten, die schließlich, in einer Art ultima Ratio vielleicht, sich dazu entschieden sich endlich zu teilen.
Equilibria
Die Balance, ein schwieriger Begriff, einer von einigen die in die gleiche Richtung meinen: alles soll ins Gleichgewicht – das ist das Diktum der Zeit. Was aber da austariert werden soll, ist nicht klar, es schwingt diffus zwischen der eigenen Befindlichkeit und dem großen Ganzen. Der Begriff wird begleitet von einem Gefühl, derzeit mehr ein »Feeling«, welches herrührt von einer latenten Unbehaglichkeit im Hier und Jetzt. Bevor sich die Frage stellt, woher es kommt, das Unkommode, gibt es bereits eine allgemein akzeptierte Diagnose, es bestehe eine Imbalance im Grundsätzlichen. Auf dem Fuße folgt die Erklärung: Diese rühre daher, dass etwas auseinanderstrebe, nämlich Körper und Geist, was zu dem naheliegenden Schluss führt, dass dieses in Einklang gebracht werden müsse, und zwar – wieder. Es ist nicht vermessen zu behaupten, dass das »wieder« an einen Mythos der Vollständigkeit knüpft, der gleichgesetzt wird mit einem Zustand der Reinheit und Unschuld, den wir, zumindest in der westlich, christlichen Hemisphäre mit einem, aus heutiger Sicht würde man sagen, Lapsus, verwirkt haben, nämlich dem Sündenfall. Dieser hat dazu geführt, dass unser Leben seit Generationen, einmal falsch eingefädelt nun konsequent schief gewickelt, im Disparaten verläuft.
Natürlich darf bezweifelt werden, dass das Disparate als Ursache allgemeinen Unbehagens erst mit der Vertreibung aus paradiesischen Verhältnissen eintrat. Eher zu vermuten ist, dass die Schöpfungsgeschichte bereits den Umstand der Selbstzweifel zum Gegenstand nehmend, diesen clever umdeutet und inszeniert um daraus, und wie man sehen kann, seit Jahrtausenden erfolgreich, ihr (Glaubens)Kapital zieht. In diese Kerbe schlagend buhlen, nun, wo die alten Katechismen nicht mehr so recht verfangen wollen, eine Vielzahl an Egotechniken um die Gunst des aufgeklärt Unausgewogenen.
Selbst wenn man den Garten Eden außer Acht lassend, weiter in der Entwicklungsgeschichte zurückschaut, an den Anfang allen Lebens, stellt sich die Frage, gab es diesen Einklang, der behauptet wird denn jemals wirklich und, wenn ja, vielleicht in einem selig monadischen Vorstadium? Aber wer weiß denn in welcher Zerrissenheit die Einzeller lebten, die schließlich, in einer Art ultima Ratio vielleicht, sich dazu entschieden sich endlich zu teilen.









