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Flexionen_Exhibit

Es gibt keine Eindeutigkeit, wenn es um die Wahrnehmung der Dinge geht. Auch wenn eine allgemeine und stillschweigende Übereinkunft darüber herrscht, welcher Art ein Gegenstand sein soll. Ein Stuhl ist ein Stuhl - er wird in den meisten Fällen auch als solcher erkannt. Allerdings, Stühle sind nicht nur zum Sitzen da, wie wir wissen, ein Stuhl kann auch eine Brücke sein, ins Jenseits, oder einfach nur hin zu etwas, das sonst nicht zu erreichen wäre. Der Frage nach diesen anderen, nicht eigentlichen Funktionen widmet sich die vorliegende Sammlung. Als Einstieg und Brücke dient, ein Stuhl. Es gibt verschiedene Motive für diese Arbeit. Das naheliegende ist die Entwicklung von Objekten mittels generativer Manipulation bzw. Interpretation eines Beszugsobjekts entlang syntaktischer, semantischer und pragmatischer Achsen. Als Methode verstanden, führt dies zunächst zu einer ansehnlichen Anzahl von Alternativen welche einerseits, aufgrund der Referenz zu einem Ausgangsobjekt, Ähnlichkeiten besitzen, andererseits, ist jedes Objekt für sich gesehen eigenständig und kann entsprechend unabhängig und natürlich »offen« interpretiert werden. Ein weiteres Motiv ist das der Entwicklung eines Systems, welches auf Vollständigkeit und Kohärenz beruht. Ein Motiv dessen Attraktivität hauptsächlich mit der Komplexität des Systems kokettiert aber auch Aspekte der Manie, der Vervollständigungssucht, die dem Sammler oft eigen ist, bedient.

Das vielleicht stärkste Motiv aber bezieht sich auf die Annahme einer Endlichkeit möglicher Manipulationen. Vorausgesetzt es ist so, dass die Anzahl der Varianten nicht endlos ist, und es ist wahrscheinlich, dass dem so ist, dann führt eine solche Entwicklung zwangsläufig in eine Krise der Zeichen bzw. des Zeichensystems: wenn alles gesagt ist, gibt es nichts mehr weiter zu sagen. Das systematische, radikale und undifferenzierte Leerräumen bzw. Besetzen des Zeichenfelds ähnelt dem Fischen moderner Hochseefischer, die im Resultat eine Wüste hinterlassen.

Diese Arbeit zeichnet insofern prototypisch den Zustand und die Entwicklung unserer Zeichensysteme im Allgemeinen nach. Die inflationäre Entwicklung der Differenzierung der Zeichen geht mit einer Relativierung der mit den Zeichen verknüpften Inhalte einher und führt damit zu einem Verlust der Signifikanz. Und nicht nur auf dem Feld der Kunst, sondern allgemein zu einem Verlust eines wesentlichen Aspekts, nämlich dem der Originalität – wenn bereits alles gesagt ist, mangelt es an Überraschungen.

Es geht also nicht vordringlich um die Frage, was man mittels eines Stuhls dar- oder anstellen kann, vielmehr um den gestalterischen Eingriff als solchen, bei dem der Gegenstand, der Stuhl, nur das Mittel zum Zweck und als solches eine Interpretationshilfe ist.

Die zu Grunde liegenden unterschiedlichen Operationsmodi lassen grob eine Klassifizierung nach zehn Aspekten zu. (Flexionen, Äquilibristen, Konfigurationen, Fusionen, Konstellationen, Deformationen, Gesten, Hybride, Interpretationen, Animationen)


Weder die Auswahl der Operationen noch deren Klassifizierung erhebt Anspruch auf Vollständigkeit, strebt sie aber an. Insgesamt belaufen sich die Arbeiten momentan auf etwa dreihundert. Die Auswahl der Objekte erfolgt allein unter dem Aspekt der besonderen Aussagekraft, der Konsistenz der Darstellung. Über die Verrenkung, die Verzerrung und das Verbiegen, das Neukonfigurieren, die Hybridisierung und Paraphrasierung - vom Uneigentlichen zum Eigentlichen.


Ausgestellt 2003 Berlin, Transfergalerie »Designmai«, Einzelausstellung, 2009 Herford, Museum Marta Herford »Nullpunkt. Nieuwe German Gestaltung«, 2006 Galerie Raumcollage Bielefeld, Einzelausstellung, 2009 Berlin »Conceptual Substance«, 2010 Berlin Galerie Appel, Einzelausstellung

Flexionen_Exhibit

Es gibt keine Eindeutigkeit, wenn es um die Wahrnehmung der Dinge geht. Auch wenn eine allgemeine und stillschweigende Übereinkunft darüber herrscht, welcher Art ein Gegenstand sein soll. Ein Stuhl ist ein Stuhl - er wird in den meisten Fällen auch als solcher erkannt. Allerdings, Stühle sind nicht nur zum Sitzen da, wie wir wissen, ein Stuhl kann auch eine Brücke sein, ins Jenseits, oder einfach nur hin zu etwas, das sonst nicht zu erreichen wäre. Der Frage nach diesen anderen, nicht eigentlichen Funktionen widmet sich die vorliegende Sammlung. Als Einstieg und Brücke dient, ein Stuhl. Es gibt verschiedene Motive für diese Arbeit. Das naheliegende ist die Entwicklung von Objekten mittels generativer Manipulation bzw. Interpretation eines Beszugsobjekts entlang syntaktischer, semantischer und pragmatischer Achsen. Als Methode verstanden, führt dies zunächst zu einer ansehnlichen Anzahl von Alternativen welche einerseits, aufgrund der Referenz zu einem Ausgangsobjekt, Ähnlichkeiten besitzen, andererseits, ist jedes Objekt für sich gesehen eigenständig und kann entsprechend unabhängig und natürlich »offen« interpretiert werden. Ein weiteres Motiv ist das der Entwicklung eines Systems, welches auf Vollständigkeit und Kohärenz beruht. Ein Motiv dessen Attraktivität hauptsächlich mit der Komplexität des Systems kokettiert aber auch Aspekte der Manie, der Vervollständigungssucht, die dem Sammler oft eigen ist, bedient.

Das vielleicht stärkste Motiv aber bezieht sich auf die Annahme einer Endlichkeit möglicher Manipulationen. Vorausgesetzt es ist so, dass die Anzahl der Varianten nicht endlos ist, und es ist wahrscheinlich, dass dem so ist, dann führt eine solche Entwicklung zwangsläufig in eine Krise der Zeichen bzw. des Zeichensystems: wenn alles gesagt ist, gibt es nichts mehr weiter zu sagen. Das systematische, radikale und undifferenzierte Leerräumen bzw. Besetzen des Zeichenfelds ähnelt dem Fischen moderner Hochseefischer, die im Resultat eine Wüste hinterlassen.

Diese Arbeit zeichnet insofern prototypisch den Zustand und die Entwicklung unserer Zeichensysteme im Allgemeinen nach. Die inflationäre Entwicklung der Differenzierung der Zeichen geht mit einer Relativierung der mit den Zeichen verknüpften Inhalte einher und führt damit zu einem Verlust der Signifikanz. Und nicht nur auf dem Feld der Kunst, sondern allgemein zu einem Verlust eines wesentlichen Aspekts, nämlich dem der Originalität – wenn bereits alles gesagt ist, mangelt es an Überraschungen.

Es geht also nicht vordringlich um die Frage, was man mittels eines Stuhls dar- oder anstellen kann, vielmehr um den gestalterischen Eingriff als solchen, bei dem der Gegenstand, der Stuhl, nur das Mittel zum Zweck und als solches eine Interpretationshilfe ist.

Die zu Grunde liegenden unterschiedlichen Operationsmodi lassen grob eine Klassifizierung nach zehn Aspekten zu. (Flexionen, Äquilibristen, Konfigurationen, Fusionen, Konstellationen, Deformationen, Gesten, Hybride, Interpretationen, Animationen)


Weder die Auswahl der Operationen noch deren Klassifizierung erhebt Anspruch auf Vollständigkeit, strebt sie aber an. Insgesamt belaufen sich die Arbeiten momentan auf etwa dreihundert. Die Auswahl der Objekte erfolgt allein unter dem Aspekt der besonderen Aussagekraft, der Konsistenz der Darstellung. Über die Verrenkung, die Verzerrung und das Verbiegen, das Neukonfigurieren, die Hybridisierung und Paraphrasierung - vom Uneigentlichen zum Eigentlichen.


Ausgestellt 2003 Berlin, Transfergalerie »Designmai«, Einzelausstellung, 2009 Herford, Museum Marta Herford »Nullpunkt. Nieuwe German Gestaltung«, 2006 Galerie Raumcollage Bielefeld, Einzelausstellung, 2009 Berlin »Conceptual Substance«, 2010 Berlin Galerie Appel, Einzelausstellung

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